Die Wahrheit, die du brauchst, wünscht dem Messias und allen Selbstdarstellern Alles Gute zum Geburtstag und Frohe Festtage.
Friday, December 21, 2007
Monday, December 10, 2007
schlaflos im salettl
i hob a gmitalichs bett im haus
doat schlofat i gean efta aus
nua kiazt da leam vun deim pöscho
in schlof mia jedn morgn o
... des schiache puan
mei haus des hod a tial voan
und kumst nu amoi zuwagfoan
don schmeiß i durch des tial dia
an schwahn staa and foaratia
... des soids scho tuan
doat schlofat i gean efta aus
nua kiazt da leam vun deim pöscho
in schlof mia jedn morgn o
... des schiache puan
mei haus des hod a tial voan
und kumst nu amoi zuwagfoan
don schmeiß i durch des tial dia
an schwahn staa and foaratia
... des soids scho tuan
Wednesday, December 05, 2007
Tuesday, December 04, 2007
Am Tag vor Morgen
Der 4. Dezember 2007. Schicksalstag. Jahrtausendtag. Dienstag. Der Student, zumindest nominell noch zur Führung dieses Titels berechtigt, erwacht zum metallischem Klirren seines Mobiltelefons. Es ist sieben Uhr zehn. Herrgottsfrüh. Zu früh. Der Student drückt einige Tasten und das Klirren verstummt. Auch der Student verstummt. Die Nacht hebt sich vom Land, der Student irgendwann vom Bett. Acht Uhr zwei. Später. Der Student erhebt sich. Er ächzt, denn so ist es seine Gewohnheit. Der Inhalt einer Wasserflasche ergießt sich in den Studenten. Dieser öffnet das Fenster und frische Luft ergießt sich in das Zimmer, welches der Student in der Folge verlässt. Er kehrt zurück und stellt das Bügelbrett aus einer Ecke in eine Mitte des Zimmers. Er holt das Bügeleisen aus dem Wohnzimmer und steckt es an, auf dass es sich aufheize. Zum Ausgleich dreht er die Heizung ab. Der Küche bleibt der Student fern, nicht jedoch dem Bad, denn dort befindet sich die Dusche. Der Student duscht und das Wasser fällt uns so seine Lider. Der Student reibt eine Bürste an seinem Gebiss, schiebt sich Plastikschalen über die Augäpfel und kappt eine Anzahl von Haaren in seinem verquollenen Gesicht. Er kehrt zurück ins Zimmer. Das Bügeleisen hat sich seiner erwärmt. Gedankenverloren verliert sich der Student im Bügeln eines Hemds, unabdingbarer Bestandteil des Arbeitstages. Er besprüht das Hemd mit Wasser und dreht mit dem Eisen einige Runden auf der Feuchtfläche. Der Student steckt das Bügeleisen aus. Er zieht das Hemd an, gleichwohl es feucht ist. Auch draußen ist es feucht. Einige Utensilien in seinem Rucksack verstauend verlässt der Student das Haus, behost, besakkot und bemantelt, jedoch unbekrawattet; er hat diesem Galgenstrick der Arbeitswelt vor kurzem abgeschworen. Der Student verbringt einige Stunden in seinem Büro, schreibt einige Seiten nichtssagenden Texts, isst und hängt Gedanken nach. Der Student hat einen kreativen Schub. Der 4. Dezember neigt sich dem Ende zu. Der Student hat noch zwanzig Seiten zu schreiben. Der Student hat noch 10 Tage Zeit. Der Student hat Schuldgefühle. Der Student hat auch einige T-Shirts, eine Münze aus der Römerzeit und zwei Geschwister. Haben. Soll und haben. Die Arbeit soll 60 Seiten haben. Was soll das?
Tuesday, November 27, 2007
Wednesday, October 31, 2007
Meine Augen schmerzen
Ich paraphrasiere den unvergleichlichen Eko Fresh, wenn ich sage "Wer braucht Augen, ich habe mich von jedem getrennt." und habe recht. Es wird zur Gewohnheit. Auch die Augenschmerzen werden zur Gewohnheit, aber nicht so. Eher zu einer Ungewohnheit, so wie in "Es ist ungewöhnlich, dass mir andauernd die Augen wehtun."
Der Schmerz ist erträglich. Er ist auch einträglich, weil er mit der Arbeit für meinen Masterabschluss in Zusammenhang steht, der mir beim Großverdienen dienlich sein wird. Aber diese Augen! Ist ein Leben in Reichtum, aber mit abgestorbenen Augäpfeln einem Leben in ehr- und sichtbarer Armut vorzuziehen? Soll ein Mensch von gutem Aussehen sein gutes Aus-Sehen auf dem Altar der guten Aussichten opfern? Es sind Fragen, wie diese, die mir durch den Kopf gehen, in etwa dort, wo auch der Sehnerv durch diesen geht. Ab und zu geht die Sorge um mein Sehen mit mir durch - das kostet Nerven. Unternehmer klagen oft, dass die Kosten ihrer Arbeit sie auffressen. Aber in meinem Fall frisst die Arbeit mein Sehvermögen und ich vermag kein Ende zu sehen.
Erst im Sommer hat man mir neue Linsen angepasst. Alles passte, insbesondere sie. Aber dann ging es bergab, so lange bis ich auf 38 m. über dem Meeresspiegel angekommen war und mich trotz Linsen, trotz Brillen im Spiegel nur noch schemenhaft erkannte. Beschämend. Auch Schriften verschwimmen vor meinen Augen. Schwimm ist das! möchte man sagen, aber man sagt es nicht, denn es wäre ein platter Witz, der nicht zu der immer stärkeren Wölbung meiner Hornhaut passt. Das Stigma des Astigmatismus.
Manche Leute verlieren ob ihrer schlechten Gesundheit alle Lebensfreude. Mir genügen dazu schon kaputte Augen. Ich bin eben ein genügsamer Mensch.
Der Schmerz ist erträglich. Er ist auch einträglich, weil er mit der Arbeit für meinen Masterabschluss in Zusammenhang steht, der mir beim Großverdienen dienlich sein wird. Aber diese Augen! Ist ein Leben in Reichtum, aber mit abgestorbenen Augäpfeln einem Leben in ehr- und sichtbarer Armut vorzuziehen? Soll ein Mensch von gutem Aussehen sein gutes Aus-Sehen auf dem Altar der guten Aussichten opfern? Es sind Fragen, wie diese, die mir durch den Kopf gehen, in etwa dort, wo auch der Sehnerv durch diesen geht. Ab und zu geht die Sorge um mein Sehen mit mir durch - das kostet Nerven. Unternehmer klagen oft, dass die Kosten ihrer Arbeit sie auffressen. Aber in meinem Fall frisst die Arbeit mein Sehvermögen und ich vermag kein Ende zu sehen.
Erst im Sommer hat man mir neue Linsen angepasst. Alles passte, insbesondere sie. Aber dann ging es bergab, so lange bis ich auf 38 m. über dem Meeresspiegel angekommen war und mich trotz Linsen, trotz Brillen im Spiegel nur noch schemenhaft erkannte. Beschämend. Auch Schriften verschwimmen vor meinen Augen. Schwimm ist das! möchte man sagen, aber man sagt es nicht, denn es wäre ein platter Witz, der nicht zu der immer stärkeren Wölbung meiner Hornhaut passt. Das Stigma des Astigmatismus.
Manche Leute verlieren ob ihrer schlechten Gesundheit alle Lebensfreude. Mir genügen dazu schon kaputte Augen. Ich bin eben ein genügsamer Mensch.
Wednesday, October 24, 2007
Saturday, May 12, 2007
Vom Kampf der Wagen und Gesänge
Wer Freunde, Freizeit und Freude am Leben hat, verbringt den Samstagabend in Gesellschaft und einem Schank- oder Tanzlokal. Wer dagegen für das Forschungsseminar „Quantitative Finance“ ein Referat über ein herrlich spannendes Finanzanlagegewichtungsverfahren vorzubereiten hat, ist ich und ich verbringe den heutigen Samstagabend in meiner schlichten Wohnung und bemühe mich, die fürs Studium der mitreißenden wissenschaftlichen Fachliteratur nötige Motivation zu sammeln.
Ich schalte also den Fernseher ein und versuche, eine meinen Ansprüchen genügende Sendung zu finden. Auf SAT.1 läuft „Mord im Weißen Haus“. Ich gähne. Die Leichen müssen sich dort schon bis unter die Decke stapeln. Beim Wechsel auf ORF 1 aber bin ich plötzlich wie elektrisiert. Vor meinen Augen läuft der Eurovision Song Contest 2007. Jener „Gesangs“wettbewerb, der es fertig bringt, Menschen aus 42 Nationen friedlich vor dem Fernseher zu vereinen, und sei es auch nur in einer Atmosphäre wechselseitiger Scham und Betretenheit gegenüber den Abgründen der nationalen Musikszenerien. Mit einem Mal ergibt alles Sinn, vor allem die Vorausscheidung zum Song Contest, die ich vorgestern bei bzw. anstelle der Vorbereitung meines Referates gesehen habe. Eine bittere Zeit, vor allem für die Schweiz, deren DJ Bobo ausscheiden musste. Insofern sollte dem Kontinent das Schlimmste erspart bleiben. Aber, wie das Leben so spielt …
Vom bosnischen Beitrag bleibt mir nichts in Erinnerung, außer dass mich das Lied gelangweilt hat und dass Rijeka auf Bosnisch „Fluss“ bedeutet, womit mir der Name der gleichnamigen Großstadt plötzlich in einem anderen Licht erscheint. Darauf folgt eine spanische „Boygroup“ mit einem idiotischen Namen und einem Lied, dem ich entnehmen kann, dass Liebe offensichtlich schön ist. Die Beiträge von Weißrussland, Irland, Finnland und Mazedonien versäume ich, weil ich die Küche nach genießbaren Nahrungsmitteln durchsuchen muss. Als ich zurückkomme singt gerade die Ungarin. Sie hat kurze Haar und ein T-Shirt auf dem laut dem Sprecher die Mutter Gottes abgebildet ist. Ihr Lied heißt „Unsubstantial Blues“ und die Bühne ist blau. Stimmig. Die nächsten Teilnehmer sind die Litauer, die sich „4Fun“ nennen und „Love or leave“ intonieren. Bedauerlich, wie langsam sich manche Errungenschaften der westlichen Welt hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang durchsetzen, vor allem eine zeitgemäße Namensgebung. Danach tanzt ein Grieche zu irgendeinem Lied über Maria, soweit ich es verstehe. Mit ihm tanzen vier Griechinnen an blauen Bändern. Showtime! Irgendwie klingt das Lied aber genauso wie das vorhergehende. Oder nicht. Irgendwie klingen ohnehin alle Lieder gleich. Offensichtlich wurden keine neuen Melodien mehr erfunden, seit Modern Talking 1986 „Brother Louie“ herausbrachten.
Die nächste hoffnungsfrohe Teilnehmerin ist eine kleine Georgierin im roten Kleidchen. Wo liegt dieses Georgien überhaupt? Jedenfalls hat ihr der Präsident noch persönlich alles Gute gewunschen. Schweden schickt eine Tokio Hotel Tribute Band ins Rennen. „The Ark“ stützen ihre Kandidatur vor allem auf hypnotische Scheiben, die über die Bildschirme auf der Bühne flimmern. Die Franzosen wirken, als ob ihr Beitrag eine Parodie seiner selbst wäre. Vielleicht ist er das auch – in diesem Fall haben sie keine Chance. Lettland covert die drei Tenöre, Russland versucht wieder einmal, mit seinem großen Angebot an leicht bekleideten Mädchen, denen der Beigeschmack käuflicher Liebe anhaftet, zu punkten. Für Deutschland wirft sich Roger Cicero ins Rennen. Das macht mich traurig. Ich möchte Cicero heißen. Dann kommt Serbien an die Reihe. Was finden die Leute nur an Balladen? Die sind doch viel zu langsam und außerdem fehlt der Beat. Den liefert die Ukraine. Ihr Lied heißt „Russia Goodbye“, was die Russen verärgert hat, bis die ukrainische Band ein Statement veröffentlichte, wonach der wahre Titel „Luscha Gawui“ oder so ähnlich sei und „umgefallene Milchkanne“ bedeute. Ich mag die Ukraine. Unter anderem, weil ihre Vertreter etwas für die Umwelt tun und ihre Kostüme aus wiederaufbereiteter Alufolie schneidern.
Die Briten, die nun folgen, führen dagegen eine überaus aufwändige Show vor. Mit Stewardessen, Koffern und dergleichen mehr. Zumindest sehen die ersten fünf Sekunden danach aus. Dann gehe ich in die Küche und schiebe mir zwei Käsebrote ins Backrohr. Als ich zurückkomme beendet gerade Rumänien seinen Beitrag. Die Gruppe besteht aus lauter Rumänen und einem Typen aus Französisch Guyana. Das macht mich traurig. Ich möchte aus Französisch Guyana kommen. Und Rumänien beim Song Contest vertreten. Vielleicht mach ich das nächstes Jahr, falls es mit der Festanstellung nicht klappt. Das bulgarische Duo trommelt herum und singt etwas vom Wasser, das fließt und da sitzt ein Mädchen und ein Reiter kommt vorbei. Der Türke sieht in seinem roten Sakko aus wie ein Zirkusäffchen. Vorletzter Teilnehmer ist Armenien. Sein Vertreter singt, wie überraschend, eine Ballade. Dafür wurde er aber schon zweimal zum besten Sänger Armeniens gewählt. Armenien ist klein. Den Abschluss bildet Moldawien. Wie können sich die überhaupt die Teilnahme leisten? Die sind doch arm. Irgendwie fühle ich mich plötzlich ein wenig ausgelaugt, emotional wie kreativ. Ich hole meine Brote aus dem Rohr und bereite sie zu – mit Senf, Salat und Paprikapulver. Douze points!
Der interessantere Teil des Abends fängt gerade an. Die Wertung. Die finnischen Moderatoren versuchen, sich beim Countdown gegenseitig in den Hintergrund zu drängen. Ich hasse sie beide, obwohl ich sie gar nicht kenne. Aber ich liebe den griechischen Fan, der mit dem Gesichtsausdruck einer Straßenlaterne die Flagge seines Heimatlandes in die Kamera hält. Zweihundert Euro kostet eine Eintrittskarte. Wer würde hierfür keine Niere opfern?
Die Punktvergabe beginnt. Sie läuft stets nach dem gleichen Schema ab. Die finnischen Moderatoren grinsen dümmlich und der Vertreter der jeweiligen nationalen Rundfunkanstalt redet an ihnen vorbei oder biedert sich vermittels eines Mundvolls geradebrechten Finnischens an. Dann folgen die Punkte. Irgendwie füllt mich das Zusehen alleine nicht aus. Ich beschließe, zu notieren, wer wem die 12 Punkte zuschachert. Immerhin sagt einem das sehr viel über die einzelnen Länder, vor allem wer in Bezug auf wen in der Vergangenheit eine zu lasche Einwanderungspolitik gefahren hat. Dennoch ist die ewiggleiche Prozedur ziemlich ermüdend. Ich fahre meinen Computer hoch und beginne nebenher, nach dem ukranischen Lied von der traurigen Milchkanne zu suchen. Ohne Erfolg.
Von der Punktvergabe selbst bleibt mir nur wenig in Erinnerung. 42 Länder, 42 Lieder, 42 liederliche Landesvertreter. Eine schlechte Allitteration. Weißrussland stellt eine 17-jährige Praktikantin vor die Kamera. Sie ignoriert ihre Kollegen in Helsinki komplett, weil sie ihre englischen Sätze nur auswendig beherrscht. Nach der Übertragung muss sie wieder zu ihrem anderen Arbeitsplatz als Fußschemel für Lukaschenko. Lettland hat Beppo, den Clown engagiert. Er trägt Hosenträger und meint, etwas besonderes läge in der Luft. Ein Souvenir sowjetischer Industriepolitik, Beppo! Die Anblick der isländischen Punktvergeberin ist mit Sicherheit das ästhetische Highlight des Abends. In politischer Hinsicht ist dies das Eingeständnis des israelischen Korrespondenten, dass sein Heimatland nukleare Waffen besitzt – oder wie ist der Satz „Israel has pushed the button!“ sonst zu verstehen? Eine große Überraschung ist Moldawien. Das Land mag arm sein, aber nicht so arm, dass es sich keine Glitzerkrawatte für seinen Sprecher und eine Aufnahme der nächtlichen Skyline einer amerikanischen Großstadt als Hintergrund leisten kann. Eine weniger große Überraschung ist, wer wem wieviele Punkte gibt. Deutschland schickt dem Äffchen 12 zwölf Punkte. Eine flächendeckende Dönerversorgung fordert ihren Tribut. Spanien entsendet ein Dutzend Zähler nach Rumänien, Hauptquelle seiner illegalen Einwanderer. Serbien erhält zwölf Punkt von Montenegro, ein positiver Nebeneffekt der letztjährigen Trennung der beiden Staaten, und die Esten unterstützen das russiche Rotlichtmilieu, trotz oder gerade wegen der Querelen rund um das kürzlich entfernte Rotarmistendenkmal. Ein erfreuliches Zeichen setzt indes die Türkei. Ihre zwölf Punkte gehen an den zweimalig besten Sänger Armeniens; eine späte Reparation für den Völkermord, den sie an seinen Ahnen nicht verübt haben.
Letzten Endes steht der Sieger fest. Serbien. Genau genommen stand der Sieger angeblich schon vorher fest. Serbien. Jedenfalls ist der Sieger Serbien und das Siegerlied sterbenslangweilig. Es wird noch einmal vorgetragen, aber ich entschließe mich, stattdessen „Brother Louie“ von Modern Talking zu hören. Es macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Der ORF entschließt sich, das Niveau konstant zu halten und schickt dem Grand Prix ein Grönemeyer-Konzert hinterher. Meine Augen schließen sich.
Ich schalte also den Fernseher ein und versuche, eine meinen Ansprüchen genügende Sendung zu finden. Auf SAT.1 läuft „Mord im Weißen Haus“. Ich gähne. Die Leichen müssen sich dort schon bis unter die Decke stapeln. Beim Wechsel auf ORF 1 aber bin ich plötzlich wie elektrisiert. Vor meinen Augen läuft der Eurovision Song Contest 2007. Jener „Gesangs“wettbewerb, der es fertig bringt, Menschen aus 42 Nationen friedlich vor dem Fernseher zu vereinen, und sei es auch nur in einer Atmosphäre wechselseitiger Scham und Betretenheit gegenüber den Abgründen der nationalen Musikszenerien. Mit einem Mal ergibt alles Sinn, vor allem die Vorausscheidung zum Song Contest, die ich vorgestern bei bzw. anstelle der Vorbereitung meines Referates gesehen habe. Eine bittere Zeit, vor allem für die Schweiz, deren DJ Bobo ausscheiden musste. Insofern sollte dem Kontinent das Schlimmste erspart bleiben. Aber, wie das Leben so spielt …
Vom bosnischen Beitrag bleibt mir nichts in Erinnerung, außer dass mich das Lied gelangweilt hat und dass Rijeka auf Bosnisch „Fluss“ bedeutet, womit mir der Name der gleichnamigen Großstadt plötzlich in einem anderen Licht erscheint. Darauf folgt eine spanische „Boygroup“ mit einem idiotischen Namen und einem Lied, dem ich entnehmen kann, dass Liebe offensichtlich schön ist. Die Beiträge von Weißrussland, Irland, Finnland und Mazedonien versäume ich, weil ich die Küche nach genießbaren Nahrungsmitteln durchsuchen muss. Als ich zurückkomme singt gerade die Ungarin. Sie hat kurze Haar und ein T-Shirt auf dem laut dem Sprecher die Mutter Gottes abgebildet ist. Ihr Lied heißt „Unsubstantial Blues“ und die Bühne ist blau. Stimmig. Die nächsten Teilnehmer sind die Litauer, die sich „4Fun“ nennen und „Love or leave“ intonieren. Bedauerlich, wie langsam sich manche Errungenschaften der westlichen Welt hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang durchsetzen, vor allem eine zeitgemäße Namensgebung. Danach tanzt ein Grieche zu irgendeinem Lied über Maria, soweit ich es verstehe. Mit ihm tanzen vier Griechinnen an blauen Bändern. Showtime! Irgendwie klingt das Lied aber genauso wie das vorhergehende. Oder nicht. Irgendwie klingen ohnehin alle Lieder gleich. Offensichtlich wurden keine neuen Melodien mehr erfunden, seit Modern Talking 1986 „Brother Louie“ herausbrachten.
Die nächste hoffnungsfrohe Teilnehmerin ist eine kleine Georgierin im roten Kleidchen. Wo liegt dieses Georgien überhaupt? Jedenfalls hat ihr der Präsident noch persönlich alles Gute gewunschen. Schweden schickt eine Tokio Hotel Tribute Band ins Rennen. „The Ark“ stützen ihre Kandidatur vor allem auf hypnotische Scheiben, die über die Bildschirme auf der Bühne flimmern. Die Franzosen wirken, als ob ihr Beitrag eine Parodie seiner selbst wäre. Vielleicht ist er das auch – in diesem Fall haben sie keine Chance. Lettland covert die drei Tenöre, Russland versucht wieder einmal, mit seinem großen Angebot an leicht bekleideten Mädchen, denen der Beigeschmack käuflicher Liebe anhaftet, zu punkten. Für Deutschland wirft sich Roger Cicero ins Rennen. Das macht mich traurig. Ich möchte Cicero heißen. Dann kommt Serbien an die Reihe. Was finden die Leute nur an Balladen? Die sind doch viel zu langsam und außerdem fehlt der Beat. Den liefert die Ukraine. Ihr Lied heißt „Russia Goodbye“, was die Russen verärgert hat, bis die ukrainische Band ein Statement veröffentlichte, wonach der wahre Titel „Luscha Gawui“ oder so ähnlich sei und „umgefallene Milchkanne“ bedeute. Ich mag die Ukraine. Unter anderem, weil ihre Vertreter etwas für die Umwelt tun und ihre Kostüme aus wiederaufbereiteter Alufolie schneidern.
Die Briten, die nun folgen, führen dagegen eine überaus aufwändige Show vor. Mit Stewardessen, Koffern und dergleichen mehr. Zumindest sehen die ersten fünf Sekunden danach aus. Dann gehe ich in die Küche und schiebe mir zwei Käsebrote ins Backrohr. Als ich zurückkomme beendet gerade Rumänien seinen Beitrag. Die Gruppe besteht aus lauter Rumänen und einem Typen aus Französisch Guyana. Das macht mich traurig. Ich möchte aus Französisch Guyana kommen. Und Rumänien beim Song Contest vertreten. Vielleicht mach ich das nächstes Jahr, falls es mit der Festanstellung nicht klappt. Das bulgarische Duo trommelt herum und singt etwas vom Wasser, das fließt und da sitzt ein Mädchen und ein Reiter kommt vorbei. Der Türke sieht in seinem roten Sakko aus wie ein Zirkusäffchen. Vorletzter Teilnehmer ist Armenien. Sein Vertreter singt, wie überraschend, eine Ballade. Dafür wurde er aber schon zweimal zum besten Sänger Armeniens gewählt. Armenien ist klein. Den Abschluss bildet Moldawien. Wie können sich die überhaupt die Teilnahme leisten? Die sind doch arm. Irgendwie fühle ich mich plötzlich ein wenig ausgelaugt, emotional wie kreativ. Ich hole meine Brote aus dem Rohr und bereite sie zu – mit Senf, Salat und Paprikapulver. Douze points!
Der interessantere Teil des Abends fängt gerade an. Die Wertung. Die finnischen Moderatoren versuchen, sich beim Countdown gegenseitig in den Hintergrund zu drängen. Ich hasse sie beide, obwohl ich sie gar nicht kenne. Aber ich liebe den griechischen Fan, der mit dem Gesichtsausdruck einer Straßenlaterne die Flagge seines Heimatlandes in die Kamera hält. Zweihundert Euro kostet eine Eintrittskarte. Wer würde hierfür keine Niere opfern?
Die Punktvergabe beginnt. Sie läuft stets nach dem gleichen Schema ab. Die finnischen Moderatoren grinsen dümmlich und der Vertreter der jeweiligen nationalen Rundfunkanstalt redet an ihnen vorbei oder biedert sich vermittels eines Mundvolls geradebrechten Finnischens an. Dann folgen die Punkte. Irgendwie füllt mich das Zusehen alleine nicht aus. Ich beschließe, zu notieren, wer wem die 12 Punkte zuschachert. Immerhin sagt einem das sehr viel über die einzelnen Länder, vor allem wer in Bezug auf wen in der Vergangenheit eine zu lasche Einwanderungspolitik gefahren hat. Dennoch ist die ewiggleiche Prozedur ziemlich ermüdend. Ich fahre meinen Computer hoch und beginne nebenher, nach dem ukranischen Lied von der traurigen Milchkanne zu suchen. Ohne Erfolg.
Von der Punktvergabe selbst bleibt mir nur wenig in Erinnerung. 42 Länder, 42 Lieder, 42 liederliche Landesvertreter. Eine schlechte Allitteration. Weißrussland stellt eine 17-jährige Praktikantin vor die Kamera. Sie ignoriert ihre Kollegen in Helsinki komplett, weil sie ihre englischen Sätze nur auswendig beherrscht. Nach der Übertragung muss sie wieder zu ihrem anderen Arbeitsplatz als Fußschemel für Lukaschenko. Lettland hat Beppo, den Clown engagiert. Er trägt Hosenträger und meint, etwas besonderes läge in der Luft. Ein Souvenir sowjetischer Industriepolitik, Beppo! Die Anblick der isländischen Punktvergeberin ist mit Sicherheit das ästhetische Highlight des Abends. In politischer Hinsicht ist dies das Eingeständnis des israelischen Korrespondenten, dass sein Heimatland nukleare Waffen besitzt – oder wie ist der Satz „Israel has pushed the button!“ sonst zu verstehen? Eine große Überraschung ist Moldawien. Das Land mag arm sein, aber nicht so arm, dass es sich keine Glitzerkrawatte für seinen Sprecher und eine Aufnahme der nächtlichen Skyline einer amerikanischen Großstadt als Hintergrund leisten kann. Eine weniger große Überraschung ist, wer wem wieviele Punkte gibt. Deutschland schickt dem Äffchen 12 zwölf Punkte. Eine flächendeckende Dönerversorgung fordert ihren Tribut. Spanien entsendet ein Dutzend Zähler nach Rumänien, Hauptquelle seiner illegalen Einwanderer. Serbien erhält zwölf Punkt von Montenegro, ein positiver Nebeneffekt der letztjährigen Trennung der beiden Staaten, und die Esten unterstützen das russiche Rotlichtmilieu, trotz oder gerade wegen der Querelen rund um das kürzlich entfernte Rotarmistendenkmal. Ein erfreuliches Zeichen setzt indes die Türkei. Ihre zwölf Punkte gehen an den zweimalig besten Sänger Armeniens; eine späte Reparation für den Völkermord, den sie an seinen Ahnen nicht verübt haben.
Letzten Endes steht der Sieger fest. Serbien. Genau genommen stand der Sieger angeblich schon vorher fest. Serbien. Jedenfalls ist der Sieger Serbien und das Siegerlied sterbenslangweilig. Es wird noch einmal vorgetragen, aber ich entschließe mich, stattdessen „Brother Louie“ von Modern Talking zu hören. Es macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Der ORF entschließt sich, das Niveau konstant zu halten und schickt dem Grand Prix ein Grönemeyer-Konzert hinterher. Meine Augen schließen sich.
Saturday, April 28, 2007
Unter der Dusche
Es gab ein Kind im Berner Land,
Dem war ein Hirnteil ausgebrannt,
Der seinen Hunger regelte,
Sodass es stets sich ekelte,
Wenn es in Wirtshaus, Heim und Bar,
Der Nahrungsmittel wurd gewahr.
Es wurde immer dünner, bis,
Der Wind es in zwei Stück riss,
Der eine flog von Bern nach Thun,
Der and're stak in seinen Schuh'n,
Und wer dies sah, hat sich gedacht,
Was hat das Update uns gebracht?
Dem war ein Hirnteil ausgebrannt,
Der seinen Hunger regelte,
Sodass es stets sich ekelte,
Wenn es in Wirtshaus, Heim und Bar,
Der Nahrungsmittel wurd gewahr.
Es wurde immer dünner, bis,
Der Wind es in zwei Stück riss,
Der eine flog von Bern nach Thun,
Der and're stak in seinen Schuh'n,
Und wer dies sah, hat sich gedacht,
Was hat das Update uns gebracht?
Wednesday, January 31, 2007
München. Opfer der Winde. [Teil 1]
Was sich liebt, das neckt sich. Du liebst Gott, den Herrn, und Gott, der Herr, liebt dich, aber du drehst zuhause das Kruzifix auf den Kopf und badest Hostien in Schwineblut und Gott, der Herr, schickt dir einen Orkan. Während aber du in deiner Katakombe hockst und hoffst, dass dir der Wind nicht die Schindeln vom Dachstuhl weht, trifft die wahre Katastrophe Unschuldige Dritte. Dritte wie mich, denn ich bin ein Kind des Glücks, wurde vor über 22 Jahren an einem Sonntag geboren, mit einem Silberlöffel im Mund, einem Hufeisen in der Hand und einem vierblättrigen Kleeblatt zwischen den Arschbacken. Ich wuchs heran, lebte, liebte und litt und fuhr am 18. Jänner 2007 zu einem Vorstellungsgespräch nach München, ungeachtet der Warnungen vor der Rache des Luftdrucks im SAT.1 Frühstücksfernsehen, meiner Lieblingssendung zum Thema Frühstück.
München, Stadt der blutigen Herzen, 17:30 - selbstzufrieden und mit einem adretten Anzug nebst verknoteter Krawatte angetan erreiche ich den Hauptbahnhof. Es herrscht apokalyptische Stimmung, denn die Züge nach Rosenheim sind schon ausgefallen. Auf dem Weg zum Service Point der Deutschen Bahn begegnen mir allenthalben erbärmliche Gestalten ohne Hoffnung und Anschluss. In ihren Augen tanzt die Zukunftsangst Kasatschok, doch ich stosse sie beiseite, warte fünf Minuten beim Service Point und angle mir das nächstbesten Auskunftsorgan. Wie sieht es mit dem EuroCity nach Zürich um 18:34 aus? Keine Störungen gemeldet, entgegnet mir das Organ. Ausgezeichnet!
Ich verbringe die Folgestunde mit dem Inanspruchnehmen der reichhaltigen und erstaunlich günstigen Verpflegungspalette des Münchner Hauptbahnhofs, kaufe im nahegelegenen Kaufhaus Hertie eine Flasche Mineralwassers und werde von der Kassierin schief beäugt. Pünktlich um 18:34 rollt mein EuroCity mit mir an Bord aus dem stählernen Bahnhofspansen. Nächster fahrplanmässiger Halt ist Buchloe, eine einsame Bastion in der gesetzlosen Bayrischen Prärie, die wir in einer Dreiviertelstunde erreichen sollten. Genug Zeit, mich zurückzulehnen und noch einmal "Franz von Papen liest die Vita Sancti Severini" auf meinem MP3-Spieler anzuhören. Eine Durchsage über die Lautsprecher des Zugs lässt mich hochschrecken. Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund des Sturm fährt dieser EuroCity nur bis Puchheim. Was soll das? Ich bedrohe einen Zugbegleiter mit meinem Teppichmesser, aber mehr Informationen als dass es fürs erste nicht weitergeht hat er auch nicht. Der Zug fährt in den nächsten Bahnhof ein. Ich überlege, ob ich von Puchheim nach St. Gallen laufen kann, aber wie sich herausstellt handelt es sich um einen Vorort von München. Verfolgt mich diese Stadt etwa? Die Informationslage bessert sich nicht, da alle Züge deutschlandweit angehalten wurden und jetzt am Münchner Hauptbahnhof Rückfrage halten wollen. Der Zugbegleiter vermutet, wir würden die Nacht im EuroCity verbringen müssen - eine wenig ansprechende Aussicht. Ich schwinge mich in die S-Bahn auf Gleis 2 und fahre zurück zum Hauptbahnhof. Mein durchtriebener Plan: in einem Münchner Hotelzimmer die Nacht der jähen Toten lebend und vor allem bequem überstehen. Leider bin ich nicht der einzige mit kreativem Potenzial - die Hotels der Münchner Innenstadt sind angefüllt wie mein lieber Freund Franz zu Silvester. Ich stehe eine halbe Stunde in der Schlange vor dem Service Point, nur um zu erfahren, dass sich die Definition "Innenstadt" auf die ganze Stadt bezieht. Das Organ meint, es habe eine Adresse von einem Geheimgasthof in Weissenweitdraussenkirchen, aber der sei zu Fuss vier Stunden entfernt. Es könne jedoch anrufen und vorreservieren. Das Organ ruft an, aber die Innenstadt hat das flache Land bereits erreicht.
Vom Schicksal kaltgeschleudert, möchte ich mich einen Moment setzen und die Lage überschlagen. Der Plan scheitert im Anfangsstadium, denn auf dem Münchner Hauptbahnhof gibt es keine Sitzgelegenheiten. Bänke fehlen komplett, andere horizontale Flächen sind vorsorglich mit einem "Kein Sitzplatz!" gekennzeichnet. Nach einigem Warten wird ein Platz an einem Geländer frei, gegen das ich mich erleichtert lehne. Wen kenne ich in München? Wem könnte ich mit meiner Gastgeberfreundschaft die Nacht versüssen? Ich muss feststellen, dass ich niemanden in München kenne.Das soll eine Grossstadt sein? Ich weite mein Suchraster auf ganz Bayern aus. Bea und Stefan in Würzburg fallen mir ein - wie weit ist Würzburg entfernt? Kann man es zu Fuss erreichen? Ich möchte das Organ fragen, aber die Schlange vor dem Service Point reicht bereits bis zum Eingang des Bahnhofs zurück. Draussen beginnt der Orkan, sich auszutoben.
Fortsetzung folgt?
München, Stadt der blutigen Herzen, 17:30 - selbstzufrieden und mit einem adretten Anzug nebst verknoteter Krawatte angetan erreiche ich den Hauptbahnhof. Es herrscht apokalyptische Stimmung, denn die Züge nach Rosenheim sind schon ausgefallen. Auf dem Weg zum Service Point der Deutschen Bahn begegnen mir allenthalben erbärmliche Gestalten ohne Hoffnung und Anschluss. In ihren Augen tanzt die Zukunftsangst Kasatschok, doch ich stosse sie beiseite, warte fünf Minuten beim Service Point und angle mir das nächstbesten Auskunftsorgan. Wie sieht es mit dem EuroCity nach Zürich um 18:34 aus? Keine Störungen gemeldet, entgegnet mir das Organ. Ausgezeichnet!
Ich verbringe die Folgestunde mit dem Inanspruchnehmen der reichhaltigen und erstaunlich günstigen Verpflegungspalette des Münchner Hauptbahnhofs, kaufe im nahegelegenen Kaufhaus Hertie eine Flasche Mineralwassers und werde von der Kassierin schief beäugt. Pünktlich um 18:34 rollt mein EuroCity mit mir an Bord aus dem stählernen Bahnhofspansen. Nächster fahrplanmässiger Halt ist Buchloe, eine einsame Bastion in der gesetzlosen Bayrischen Prärie, die wir in einer Dreiviertelstunde erreichen sollten. Genug Zeit, mich zurückzulehnen und noch einmal "Franz von Papen liest die Vita Sancti Severini" auf meinem MP3-Spieler anzuhören. Eine Durchsage über die Lautsprecher des Zugs lässt mich hochschrecken. Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund des Sturm fährt dieser EuroCity nur bis Puchheim. Was soll das? Ich bedrohe einen Zugbegleiter mit meinem Teppichmesser, aber mehr Informationen als dass es fürs erste nicht weitergeht hat er auch nicht. Der Zug fährt in den nächsten Bahnhof ein. Ich überlege, ob ich von Puchheim nach St. Gallen laufen kann, aber wie sich herausstellt handelt es sich um einen Vorort von München. Verfolgt mich diese Stadt etwa? Die Informationslage bessert sich nicht, da alle Züge deutschlandweit angehalten wurden und jetzt am Münchner Hauptbahnhof Rückfrage halten wollen. Der Zugbegleiter vermutet, wir würden die Nacht im EuroCity verbringen müssen - eine wenig ansprechende Aussicht. Ich schwinge mich in die S-Bahn auf Gleis 2 und fahre zurück zum Hauptbahnhof. Mein durchtriebener Plan: in einem Münchner Hotelzimmer die Nacht der jähen Toten lebend und vor allem bequem überstehen. Leider bin ich nicht der einzige mit kreativem Potenzial - die Hotels der Münchner Innenstadt sind angefüllt wie mein lieber Freund Franz zu Silvester. Ich stehe eine halbe Stunde in der Schlange vor dem Service Point, nur um zu erfahren, dass sich die Definition "Innenstadt" auf die ganze Stadt bezieht. Das Organ meint, es habe eine Adresse von einem Geheimgasthof in Weissenweitdraussenkirchen, aber der sei zu Fuss vier Stunden entfernt. Es könne jedoch anrufen und vorreservieren. Das Organ ruft an, aber die Innenstadt hat das flache Land bereits erreicht.
Vom Schicksal kaltgeschleudert, möchte ich mich einen Moment setzen und die Lage überschlagen. Der Plan scheitert im Anfangsstadium, denn auf dem Münchner Hauptbahnhof gibt es keine Sitzgelegenheiten. Bänke fehlen komplett, andere horizontale Flächen sind vorsorglich mit einem "Kein Sitzplatz!" gekennzeichnet. Nach einigem Warten wird ein Platz an einem Geländer frei, gegen das ich mich erleichtert lehne. Wen kenne ich in München? Wem könnte ich mit meiner Gastgeberfreundschaft die Nacht versüssen? Ich muss feststellen, dass ich niemanden in München kenne.Das soll eine Grossstadt sein? Ich weite mein Suchraster auf ganz Bayern aus. Bea und Stefan in Würzburg fallen mir ein - wie weit ist Würzburg entfernt? Kann man es zu Fuss erreichen? Ich möchte das Organ fragen, aber die Schlange vor dem Service Point reicht bereits bis zum Eingang des Bahnhofs zurück. Draussen beginnt der Orkan, sich auszutoben.
Fortsetzung folgt?
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