Saturday, December 11, 2010

Glatt. Fast.

Ich sitz' im neuen Zwölfer-Tram,
Mit lauter Pensionisten,
Die heut' am Zwölfer Freifahrt ham,
In seinen weißen Kisten.

Das Zwölfer-Tram, das steht im Stau,
Mit all den andern Zwölfen,
Die Sonne heizt vom Himmelblau,
Und niemand kann uns hölfen.

Erst steht nur eine Garnitur,
Doch bald schon steht die zwölfte,
Schau an, selbst auf der Schweizerflur,
Klappt manchmal nur die Hölfte.

Saturday, December 04, 2010

Wien, bezirkungsweise die Bundeshauptstadt

Wer INNERE STADT in Vergessenheit aus dem Leben scheidet wie Kaiser LEOPOLDSTADTlich (und selig), war meist ein kritischer Geist. Heutzutage hätte er wohl laut gefragt, warum sie im ganzen LANDSTRASSEn bauen, die die Menschheit braucht WIEDEN Fuß ins Gesicht. MARGARETEN, was zu retten ist, würden die Leut' jubeln und ihn verehren wie die Jungfrau MARIAHILFt's nix, schadt's nix, würden's insgeheim denken, auch wenn sie wissen, dass bei diesem Vorhaben, quasi "Asphaltieren wir das halbe Land NEUBAUwirtschaftliche Interessen dominieren. Aber die einfachen Menschen hoffen halt immer, dass sich andere ihrer annehmen wie der Heilige Geist der besagten Jungfrau Maria an JOSEFSTADT. Doch das Volk kann beruhigt sein: bei uns ist kein Minister korrupter ALSERGRUND hat zu sein, weil er doch seine FAVORITEN versorgen muss. Insofern SIMMERINGsherum in Europa noch gut dran, weil sich jeder Politiker denkt: wenn ich die ärgsten Fehler nicht verMEIDLING bald wieder die Leichen vor dem Justizpalast in der JuliHIETZINGroßen blutigen Latschen. So begnügen sich die Politker mit ein paar Mercedes PENZINGaragen im Villenviertel und vermitteln bei Geiselnahmen. Selbst aus der Sahara bringen sie die Rudolfine jedes RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUSkaffee für die Entführer und gut is'. OTTAKRING die doch ein paar Millionen dafür? Egal, das muss kein anderer HERNALS die, die's was angeht. WÄHRINGanz kritischer Manier dauernd nachfragt, schadet oft mehr als er nützt - wie die Raser, die auf der Autobahn über die Spuren wirbeln wie beim Pas de DÖBLINGn haben die feinen Herr'n übrigens auch nie gelernt. Irgendwann landen die alle im Kanal und können bis zur Erlösung durch die Heilige BRIGITTENAUtische Übungen machen. Die Erben denken sich freudig unterm TrauerFLORIDSDORF ich DONAUSTADT dem Papa den 911er fahren. Pech gehabt: das war ein LIESING-Wagen.

Wednesday, October 13, 2010

Ungehöriges zur Nacht

"Es gab auch nichts zu hören", entgegnete mir meine Mitbewohnerin dieser Tage. Ich war gerade - für ihren Galan und sie wohl überraschend früh - nach Hause gekommen. Ob ihres beschämten Blicks hatte ich mich beeilt, ihr zu versichern, ich hätte nichts gehört. Im Übrigen entsprach es den Tatsachen.

Auf Basis meiner breiten Erfahrung mit Menschen, die nur durch eine dünne Wand von mir getrennt kopuliert haben, zeigt sich hier ein eklatanter Unterschied zwischen Mann und Frau. Mein deutscher Wohnungskollege in Pamplona hatte eines Nachts den Entschluss gefasst, seine Freundin zu hintergehen - mit einem blonden Ungetüm mit dem Charme einer weitläufigen Spitalszufahrt.

Anderntags bat er mich zum einen, seinen Fehltritt niemandem anzuvertrauen - eine Verpflichtung, die ich nach Fünfjahresfrist als erloschen betrachte. Zum anderen verlieh er der Hoffnung Ausdruck, sein frühmorgendlicher Walkürenritt hätte mich nicht aus meinen Träumen gerissen. "Ich habe geschlafen wie ein betäubtes Baby", gab ich zurück. Auch dies war ungelogen. Der in seinem Stolz gekränkte Sünder zeigte sich enttäuscht. "Wir waren aber ziemlich laut", protestierte er. Ich konnte nur mitleidig den Kopf schütteln.

Vielleicht dämmen Schweizer Türen auf den entscheidenden Frequenzspektren gleich den massiven Mauern österreichischer Altbauten. Vielleicht hat mein ruhendes Hirn weiland das Quietschen spanischer Federn als den Hilferuf eines verschreckten Mäuschens ignoriert. Sicher ist nur eines: Wer etwas gehört hat, behält es besser für sich.

Saturday, August 28, 2010

Hinter Buchen

Ich kann das Schreien der Kinder hören.
Im Wald. Sie werden zerhackt.
Die Axt und der Stock. Hinter Buchen und Föhren.
Sie nicken geschäftig im Takt.

Und wenn sie die Kleinen zerschlagen haben.
Ihr Hirn. Zum Futter den Krähen.
Wem werden sie sich in den Magen graben?
Die Schneide. Wes Fleisch wird sie sehen?

Verirrst dich auch du auf klebriger Lichtung?
Das Blut. Die Hände dir klamm.
Die Knochen zu Gries in hüfthoher Schichtung.
Die Axt. Sie lauert am Stamm.

Ich kann deinen Schrei hinter Buchen hören.
Dein Fleisch. Zersäbelt im Wald.
Die Axt und der Stock. Deinen Körper zerstören.
Auch mich zersäbeln sie bald.

Saturday, August 07, 2010

Kärnten

Mama, wia long kärnten die kne'l kocht?

Thursday, May 06, 2010

Athen

Links ist mein Standplatz
Ich hab die Birn' vermummt
Ich werf den Brandsatz
Mir ist das Hirn verstummt

Ich werf den Pflasterstein
Auf die Feuerwehr
Da darf kein Wasser rein
Da muss nur Feuer her

Die Flammen lodern auf
Ich bin ein Menschenfreund
Und nehm es froh in Kauf
Wenn's ein paar Menschen bräunt

//Melodie selbst wählen.

Sunday, April 25, 2010

Sonntag

So weiß wie Schnee
So rot wie Blut
So braun wie Buchenholz
&
Hinter den sieben Bergen

Tuesday, April 20, 2010

Seriell

Auf Erden gibt es viel zu seh'n
So deucht es mich ein Phänomen
Dass allen Damen miteinander
Mit denen's nicht hat wollen sein
Ein Bruder ist, nicht voll, doch klein
Mit Namen Alexander

Drum falls ihr grade Eltern werdt's
Und es ein Sohn wird, schont's mein Herz
Und nennt's ihn Erich
Da dank euch sehr ich.

Saturday, April 10, 2010

Schleife

Wie man sich bettet,
so liegt man.
Und so wie man jettet,
so fliegt man.
Und wenn man als Quelle,
die Wasserfälle,
Allzu gut überflutet,
versiegt man.

Saturday, February 06, 2010

Haus in Wien 15

die türkischn neubürger ziagn siemaneinzg unten ein
sie sprechn kaum deitsch oba sie bereichan uns ungemein
und wonns im vorhaus an hamml schlachtn
und um fünfi gen mekka schmachtn
denk i ma kuntat d stodt nu a weng bunter sein?
uns hausmasta
klaus hasta
schreit donn meist: aus gfrasta!
er liebt seine türkn wiewohl ausländer mog a gern
er soagt sich um sie und wü sie in loga sperrn
traamt vun ana zeit die zum glick längst fagessn is
und hot meist an sitzn grod seitdem er gsessn is
togsüba sitzta in da wirtschaft im hochparterre
dorthin kräut jeda sandla im hieb aus seim loch daher
dort saufens dann alle in de rauchign nebelschwadn
und hoin si zum lungenkrebs a nu an leberschadn
und wann mis gfüh beschleicht
i hob ned vü erreicht
gib i ma de gala bis dass jeda besoffn is
und waas dass de skala a owizua offn is
de zwa hawara drüba in da erstn etasch
zöhn scho seits zwöfe woan nua zua bagasch
ma siagts an da eckn
sie fakaufn tablettn
die die apothekn
nia im angebot hättn
sie feian bis fünf und si schlofn bis hoiba fia
und importiern aus afghanistan ganz ohne zoibapier
ob und zua homs gnuag göd fia de serbin im zweitn stock
ma siagts oft am gehsteig oba nia mit am breitn rock
sie is a arms madl dessn schicksal mich dauert
oba ned sovü dass i ned a zu ihr schauert
an leerstand hamma im drittn stock obm
wei eam homs eingnaht und sie hobms begrobm
s kind is im heim
da hund is jetzt leim
und sunst mecht eh kana des ratznloch hobm
drüba wohn i und do drübe da franz
eine kapazität auf dem gebiet der finanz
er woa mitoabeita bei da gewerkschaftsbank
und wann de behörden net so genau hergschaut habm
hot da franzl gschwind a poa milleonen faschobm
drum wohnta in unsam haus hoid a ganz obm
doch er woa a klans radl des beim deal ned vü z gwinnan hat
drum stehts penthouse in fünfhaus und ned in da innan stadt
so fagengan de tog und mia fagehts won i s siag
meine grindign nochban und mein schiachen beziak
wer reich is reisst o noch pfaduz und maderia
i bleib im fuchzehntn und daher kheria

Das ist geboten

so gott wy
kon is liacht ywahoin
... und INSCHALLAH

Saturday, January 16, 2010

Minimum

Es woa nua a Streit im Klanen,
Sollt ma manen,
Do mit anem,
Fliagt des Medl,
Mitm Schedl,
Volle Wesch do,
An de Budl,
Sie liegt fesch do,
Und I hudl,
Dass de Leich voam Oat faschoat is,
Nu bevoa de Leich dastoat is.

Wednesday, January 06, 2010

Tagwache

Ihr seid eine wilde Truppe,
Ungezähmt voll Freiheitsgier,
Lagert ihr auf bleicher Kuppe,
Einem Wald gleich über mir.

Keine Hundertschaft von Zähnen,
Die euch ihrer Wege führt,
Nie soll Euer Herr sich wähnen,
Wer nicht an zwei Klingen rührt.

Nach der Dusche jeden Tages,
Werd ich Eurer Kraft gewahr,
Und ich singe, denn ich mag es,
Diese Ode an mein Haar.

Friday, January 01, 2010

Durchs Jahr 2010 mit den ÖBB – eine Prognose

Jänner
Das neue Jahr beginnt für die ÖBB mit einer lange ersehnten Erfolgsmeldung: beim Vortrieb des Koralmtunnels stößt man auf Lapislazuli. Die Ergiebigkeit des Flözes gestattet die Anfertigung einiger exklusiver Schmuckstücke, wie ÖBB-Personenverkehr-Chefin Gabriele Lutter bei einer Pressekonferenz strahlend bekannt gibt. Auch ihre blauen Ohrringe strahlen. Durch überfrierende Nässe auf einigen besonders steilen Gleisabschnitten im Wienerwald kommt es auf der Westbahn zu Verspätungen zwischen 30 und 120 Minuten.

Februar
Spielende Kinder errichten einen Schneemann auf den Gleisen der Semmeringbahn. Der Zugsverkehr zwischen Wien und Graz kommt zum Erliegen. Für Reisende aus der Steiermark wird ein Schienenersatzverkehr nach Mariazell eingerichtet. Dort besteht Anschluss an die Museumsgarnitur „Ötscherbär“ der Mariazeller Bahn.

März
Im Dezember des Vorjahres verursachten eingeschneite Weichen ein Verkehrschaos im Großraum Wien. Infolge unvorhersehbaren Tauwetters kommt es an den Anlagen nun zu Korrosionsschäden. Flugrost setzt sich auf den Schienen der näheren Umgebung fest. Sämtliche Züge aus den Bundesländern enden bis auf weiteres an der Wiener Stadtgrenze, wo ein Schienenersatzverkehr mit eilig angelieferten Citybikes gewährleistet wird.

April
Starke Regengüsse unterspülen die Gleise der Westbahn zwischen Neulengbach und Purkersdorf-Sanatorium. Verspätungen von 40 bis 160 Minuten sind die Folge. Um die Instandsetzung bilanzneutral finanzieren zu können, engagiert die ÖBB Infrastruktur AG einen externen Berater in der Person Karl-Heinz Grassers, der infolge eines Murenabgangs dringend einen neuen Kitzbüheler Bauernhof benötigt. Erster Schritt: der Sitz der ÖBB Holding AG wird nach Aruba verlegt. Die entsprechende Pressekonferenz findet im Wiener Palmenhaus statt.

Mai
Das ausufernde Defizit der ÖBB schreit nach einschneidenden Maßnahmen. Im Rahmen eines Sale-and-Lease-Back-Verfahrens wird die Überwachungszentrale für den heimischen Zugsverkehr an die „staatsnahe“ iranische Holdinggesellschaft Ahmadinedsch-AG verkauft. Die Erlöse sollen in neue Dienstwägen investiert werde. Im operativen Betrieb läuft derweil kurioserweise alles nach Plan. Bitter: nach einer jubelnden Presseaussendung der ÖBB übergibt die deutsche Bahn einige Garnituren bewusst verspätet an der Grenze.

Juni
Schlechte Nachrichten für die Passagier des Railjet 68 „Spirit of Bohemia“ von Wien nach München: sechs der sieben Waggons sind ab Linz für die Mitglieder der ÖBB-Eisenbahnerkapelle reserviert, welche in Bayern ein Benefizkonzert für Labradors mit Borderline-Syndrom gibt. Schlechte Nachrichten für den österreichische Zugverkehr: nachdem eine Basstuba beim Einsteigen auf dem Bahnsteig vergessen wurde, muss die Garnitur in Salzburg gedreht werden und fährt nach Linz zurück. Auf der Westbahn kommt es zu Verspätungen zwischen 90 und 200 Minuten.

Juli
Im Sommerloch stürzt sich die österreichische Presse auf den Beratungs-Deal mit Ex-Finanzminister Grasser. Unter medialem Druck löst die Bundesbahn den Vertrag gegen eine Einmalzahlung von zwölf Millionen Euro. Zur Finanzierung werden sämtliche Park-and-Ride-Anlagen der S-Bahn-Haltestellen im Wiener Umland auf dreißig Jahre an lokale Asphaltstockschützen-Vereine verpachtet.

August
Ein Jahrhundertsommer mit Temperaturen von bis zu dreißig Grad kommt über das österreichische Bahnnetz. Zahlreiche Schienenstränge reißen in der extremen Hitze. Gleichzeitig sind unerwartet viele ÖBB-Bedienstete im Urlaub (interne Diktion: „Freizeitbeschaffungsmaßnahmen“), sodass die Instandsetzungsarbeiten auf den Spätherbst verschoben werden müssen.

September
Die neue Dienstwagenflotte ist eingetroffen. Bei einer Pressekonferenz im Marmorsaal der Hofburg betont ÖBB-Pressesprecher Herbert Ofner stolz den geringen Spritverbrauch der Limousinen auf Überlandstrecken. Ofner: „Da werden sie auch hauptsächlich gebraucht.“ Kurz vor Semesterstart solidarisieren sich einige in Umschulungen befindliche Eisenbahner mit protestierenden Studenten und besetzen das Bildungszentrum der ÖBB in St. Pölten/Wörth.

Oktober
IC 501 „Paid by Joe“ von Linz nach Graz ist aufgrund überalterten Rollmaterials ohne eine einzige benützbare Toilette unterwegs. In seiner Notdurft betätigt Passagier Kurt Wabitsch, ASVG-Pensionist aus Gleisdorf, kurz nach Leoben die Notbremse. Die Murtalstrecke bleibt drei Stunden lang gesperrt. Wabitsch landet mit Verdacht auf Blasenriss in der Notaufnahme des LKH Mürzzuschlag.

November
Eine neue Maßnahme zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit tritt in Kraft: bei Verspätungen von mehr als 120 Minuten wird der Zugbegleiter in Zukunft über die Bordlautsprecher sein Bedauern ausdrücken. Zwischen Amstetten und St. Valentin verliert EC 162 „Schwarzes Loch“ infolge eines Türdefekts das mobile Bordbistro. Weil sich spielende Kinder an den herumliegenden Süßigkeiten delektieren, müssen Züge zwischen Linz und St. Pölten über Kirchdorf an der Krems und die Gesäusebahn umgeleitet werden. Der Zugbegleiter drückt über die Bordlautsprecher sein Bedauern aus.

Dezember
Probleme beim Bau des Brennerbasistunnels: durch einen Pilotagefehler an einer Tunnel-bohrmaschine beschreibt die Röhre nun einen Knick nach Osten und endet im Zillertal. ÖBB-General Peter Klugar betont im ORF-Interview die wachsende Bedeutung der internationalen Logistikachse Kopenhagen – Berlin – Innsbruck – Mayrhofen – Jenbach – Innsbruck. Indes wird sich das neue Jahr für ÖBB-Kunden aus betrieblichen Gründen um etwa 140 Minuten verspäten.