"Es gab auch nichts zu hören", entgegnete mir meine Mitbewohnerin dieser Tage. Ich war gerade - für ihren Galan und sie wohl überraschend früh - nach Hause gekommen. Ob ihres beschämten Blicks hatte ich mich beeilt, ihr zu versichern, ich hätte nichts gehört. Im Übrigen entsprach es den Tatsachen.
Auf Basis meiner breiten Erfahrung mit Menschen, die nur durch eine dünne Wand von mir getrennt kopuliert haben, zeigt sich hier ein eklatanter Unterschied zwischen Mann und Frau. Mein deutscher Wohnungskollege in Pamplona hatte eines Nachts den Entschluss gefasst, seine Freundin zu hintergehen - mit einem blonden Ungetüm mit dem Charme einer weitläufigen Spitalszufahrt.
Anderntags bat er mich zum einen, seinen Fehltritt niemandem anzuvertrauen - eine Verpflichtung, die ich nach Fünfjahresfrist als erloschen betrachte. Zum anderen verlieh er der Hoffnung Ausdruck, sein frühmorgendlicher Walkürenritt hätte mich nicht aus meinen Träumen gerissen. "Ich habe geschlafen wie ein betäubtes Baby", gab ich zurück. Auch dies war ungelogen. Der in seinem Stolz gekränkte Sünder zeigte sich enttäuscht. "Wir waren aber ziemlich laut", protestierte er. Ich konnte nur mitleidig den Kopf schütteln.
Vielleicht dämmen Schweizer Türen auf den entscheidenden Frequenzspektren gleich den massiven Mauern österreichischer Altbauten. Vielleicht hat mein ruhendes Hirn weiland das Quietschen spanischer Federn als den Hilferuf eines verschreckten Mäuschens ignoriert. Sicher ist nur eines: Wer etwas gehört hat, behält es besser für sich.
Wednesday, October 13, 2010
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