Monday, February 27, 2006

Falls du hin willst ...

Universidad de Navarra – Pamplona – Spanien
Erfahrungsbericht

Land und Leute

Pamplona, die Hauptstadt der Comunidad Foral Navarra, liegt im Norden Spaniens, sehr nahe am Baskenland, was sich u.a. daran bemerkbar macht, dass in der Gegend Baskisch zweite Amtssprache ist und deshalb sämtliche offiziellen Schilder und Dokumente zweisprachig gehalten sind. Praktisch spricht aber nur ein sehr geringer Anteil der Menschen Baskisch, mit Ausnahme der Studenten aus dem erwähnten Baskenland, und die, welche es tun, sprechen Spanisch mindestens genauso gut, ganz im Gegensatz zum Englischen, welche – wenn überhaupt – nur sehr schlecht gesprochen und verstanden wird. Zumindest Grundkenntnisse der spanischen Sprache sind daher meiner Meinung nach unabdingbar für ein erfolgreiches Austauschsemester. Die gute Nachricht: der lokale Dialekt ist der Schriftsprache sehr nahe!
Pamplona liegt in einem Becken, der Cuenca de Pamplona, das von mittelhohen Bergen umgeben ist. Diese bieten einerseits Gelegnheit für Wanderungen und sorgen andererseits für ein sehr trockenes und generell gutes Wetter, wenngleich die Temperaturen – Gott sei Dank – nicht an die Kastiliens oder Madrids heranreichen.
Obwohl die Einwohner des Nordens von den weiter im Süden lebenden Spaniern als unspanisch verschlossen bezeichnet werden, habe ich sie als offen, freundlich und sehr hilfsbereit empfunden. Allerdings nach zwei Jahren Studium in der Schweiz …
Die katholische Kirche hat nach wie vor einen großen Einfluss in Pamplona und Navarra. Hier wurde das Opus Dei gegründet und hier hatte Franco seine einzige Bastion im ansonsten tiefrepublikanischen Nordspanien mit Ausnahme Galiziens.
Eine gewisse Vorsicht ist bei manchen politischen Themen geboten. Die Bereitschaft, über Themen wie die baskische Unabhängigkeit, den ETA-Terror oder auch den spanischen Bürgerkrieg zu diskutieren ist von Spanier zu Spanier recht unterschiedlich. Was vorletzteren angeht, darf man beruhigt sein – das letzte Attentat mit Todesfolge der baskischen Untergrundorganisation liegt mehr als 1000 Tage zurück.

Die Universität

Die Universidad de Navarra ist keine öffentliche Universität, sondern gehört dem Opus Dei, von dem sie auch geführt wird. Das merkt man, wenn man nicht in einem Studentenheim der Universität lebt, hauptsächlich an dem hohen Anteil an weißbekragten Priestern, die auf dem Campus herumirren. Ansonsten wird auf Bekehrungsversuche generell verzichtet.
Die Gebäude sind samt und sonders ganz modern und sauber, stehen jedoch zum Teil etwas weit auseinander. An den Eingängen befinden sich kartenleserbewehrte Drehkreuze mit Portieren. In erstgenannte hat man als Student eine ID-Card einzuführen, wodurch einem erst Zugang zu den inneren Heiligtümern gestattet wird. Als Austauschstudent muss man die ersten ein bis zwei Wochen ohne diese Karte zubringen und die Portiere in gebrochenem Spanisch um Einlass bitten. Die meisten Kurse wird man als Austauschstudent der HSG im Edificio de Ciencias Sociales (Cc.Ss.) haben, einem Gebäude, welches bisweilen treffend als „Bunker“ bezeichnet wird.
Die Kurse sind prinzipiell auf Spanisch, saisonabhängig werden verschieden wenige Kurse auf Englisch angeboten, in denen man – da Spanier ihre eigene Sprache bevorzugen – als Austauschstudent meist unter sich ist. Das Niveau, sowohl der spansichen, wie auch der englischen Kurse variiert relativ stark, ist aber im Durchschnitt um einiges unter dem heimatlichen Standard anzusetzen. Skripten gibt es meist nicht, nur eine zentrale Kopierstelle für die gern benutzten Case Studies. Generell wirkt vieles etwas improvisiert bis chaotisch, aber mit etwas Eigeninitiative und Fatalismus findet man seinen Weg. Im Zweifelsfalle gilt – vor allem in den spanischsprachigen Kursen: Den armen verwirrten Austauschstudenten ins Feld führen! Spanier sind nämlich recht hilfsbereit. Weniger Unterstützung sollte man sich vom Koordinator für die Austauschstudenten, einem Amerikaner, erwarten, der zwar immer sehr freundlich und unterhaltsam, aber auch etwas faul ist.
Die Universität sieht sich übrigens als eine der führenden in Spanien – der Grund, wieso die HSG ein Austauschprogramm mit ihr hat. Deshalb trifft man an der Universität auch auf Studenten aus allen Teilen Spaniens, sowie zahlreiche Lateinamerikaner.

Praktische Hinweise

Anreise:
Pamplona besitzt nur einen kleinen Regionalflughafen, auf dem die Iberia ein Monopol hat und deswegen kriminelle Preise ab Deutschland und Österreich einhebt. Von Schweizer Flughäfen ist die Direktanreise um einiges kostengünstiger. Andernfalls empfiehlt es sich, mit einem Low-Cost-Carrier einen der Flughäfen in der Umgebung anzusteuern. Bilbao (Air Berlin, Fly Niki) ist mit dem Bus zwei Stunden, Zaragoza (Ryanair) ebenfalls zwei und Barcelona (SkyEurope) fünf Stunden entfernt. Generell ist der Autobus das Verkehrsmittel für Reisen innerhalb Spaniens, da die Eisenbahn schlecht ausgebaut und teuer ist. Überdies liegt der Busbahnhof mitten in der Innenstadt.
Wer ein Auto hat und damit anzureisen überlegt, dem sei ausdrücklich dazu geraten. Pamplona ist trotz seiner 200.000 Einwohner zu klein, um dort ein Semester lang Neues zu entdecken und die Umgebung lockt mit viel Sehenswürdigem und einer sehr schönen Landschaft. Wer auf dergleichen aber keinen Wert legt, der braucht auch nicht unbedingt ein Auto.

Wohnen:
Eine Wohnungssuche ist sinnvoll fast nur vor Ort möglich. Deshalb sollte man für die ersten paar Nächte in einem günstigen Hostal (z.B. Escaray, Abodi oder Mesón del Barro) reservieren und sich dann anhand der haufenweise an Laternenmasten zu findenden Anzeigen auf die Suche nach einem WG-Zimmer machen. Wer gleich eine ganze Wohnung für drei oder vier Personen sucht, kann auch bei den Kleinanzeigen im Diario de Navarra oder anderen Zeitungen fündig werden. Zwar liegen auch auf der Uni Listen von freien Zimmern und Wohnungen auf, diese sind allerdings im Allgemeinen nicht sehr aktuell und die Zimmer bei Semesterstart schon vergeben. Die Studentenwohnheime (Colegios Mayores) werden von Opus Dei geleitet und weisen dementsprechende Regeln auf, z.B. Anwesenheitspflicht ab 23 Uhr abends. Darüberhinaus ist die Mindestmietdauer ein Jahr. Ein- oder Zwei-Zimmer-Wohnungen existieren praktisch nicht. Die Mieten sind relativ hoch, genau wie die Häuser, weshalb mit Mitekosten von normalerweise € 250 bis € 300 zzgl. Nebenkosten gerechnet werden muss. Ideales Wohnviertel für Studenten ist Iturrama, welches direkt zwischen Uni und Altstadt liegt.

Essen:
Im Gegensatz zu unserer geliebten Universität praktiziert man an der UNav hinsichtlich der Gastronomie den freien Wettbewerb. Die diversen Comedores werden von unterschiedlichen Betrieben geführt und variieren deshalb hinsichtlich Angebot und Preise, letztere weisen aber ein akzeptables Niveau auf. Empfehlenswert fürs Mittagessen ist z.B. das Faustino im Edificio Central (die Speisekarte liegt – etwas versteckt – auf dem Tresen!). Der größere Comedor neben dem Architekturgebäude bietet ein preisreduziertes Mittagsmenü an, jedoch ist stets eine Komponente ungenießbar.
Die Imbisskultur ist in Pamplona noch schlechter verankert, als in St. Gallen. Während man hierzulande zumindest noch eine Bratwurst im Vorbeigehen erwerben kann, ist man dort auf die Filialen intenationaler Fast-Food-Ketten angewiesen.
Wer sicher gehen will, kauft in einem der diversen Supermärkte (Eroski, Caprabo, Carrefour) ein und kocht selbst.

Nachtleben:
Pamplona erreicht in dieser Hinsicht nicht ganz das Niveau mancher anderen spanischen Städte und ist schon gar nicht mit Madrid oder Barcelona vergleichbar. Dennoch wird einem so schnell nicht langweilig, gerade wenn man aus St. Gallen kommt. Die Stadt bietet eine reiche Auswahl an Bars, die in der Altstadt zum Teil leicht bis stärker baskisch-nationalistisch angehaucht sind. Iturrama dagegen weist aus irgendeinem Grund eine hohe Dichte von Irish Bars auf. Ein ziemlich beliebtes Lokal ist das „Los Portales“ am Rand der Altstadt, wo man von Donnerstag bis Samstag an jedem Abend Bekannte treffen wird, sobald man welche in Pamplona hat. Ab drei Uhr ist dann auch in den Clubs der Stadt langsam etwas los.

Weitere Informationen

http://www.unav.es/
http://www.pamplona.es/
http://www.vivirenpamplona.es/ (Gratiszeitung der Stadt)
http://www.diariodenavarra.es/

Wer diverse Bilder von der Stadt sehen möchte ist herzlich eingeladen, mir zu schreiben und mich um meinen 10 MB großen „Paseo por Pamplona con D. CWG“ als Pdf-File zu bitten. Auch für zusätzliche Auskünfte stehe ich natürlich prinzipiell gerne zur Verfügung.

Friday, February 24, 2006

Auribus Admonitione

Manchmal möcht ich singen, wie der Vogel auf dem Ast,
wenn mein Leben ganz im Groben zwischenzeitig passt.
Wenn die Grundstrukturen meines Daseins im Prinzip,
abseh- annehmbar mir scheinen, ist mir Singen lieb.

So süss, wie der Zucker in meinem schwarzen Tee des Morgens!