Saturday, January 16, 2010

Minimum

Es woa nua a Streit im Klanen,
Sollt ma manen,
Do mit anem,
Fliagt des Medl,
Mitm Schedl,
Volle Wesch do,
An de Budl,
Sie liegt fesch do,
Und I hudl,
Dass de Leich voam Oat faschoat is,
Nu bevoa de Leich dastoat is.

Wednesday, January 06, 2010

Tagwache

Ihr seid eine wilde Truppe,
Ungezähmt voll Freiheitsgier,
Lagert ihr auf bleicher Kuppe,
Einem Wald gleich über mir.

Keine Hundertschaft von Zähnen,
Die euch ihrer Wege führt,
Nie soll Euer Herr sich wähnen,
Wer nicht an zwei Klingen rührt.

Nach der Dusche jeden Tages,
Werd ich Eurer Kraft gewahr,
Und ich singe, denn ich mag es,
Diese Ode an mein Haar.

Friday, January 01, 2010

Durchs Jahr 2010 mit den ÖBB – eine Prognose

Jänner
Das neue Jahr beginnt für die ÖBB mit einer lange ersehnten Erfolgsmeldung: beim Vortrieb des Koralmtunnels stößt man auf Lapislazuli. Die Ergiebigkeit des Flözes gestattet die Anfertigung einiger exklusiver Schmuckstücke, wie ÖBB-Personenverkehr-Chefin Gabriele Lutter bei einer Pressekonferenz strahlend bekannt gibt. Auch ihre blauen Ohrringe strahlen. Durch überfrierende Nässe auf einigen besonders steilen Gleisabschnitten im Wienerwald kommt es auf der Westbahn zu Verspätungen zwischen 30 und 120 Minuten.

Februar
Spielende Kinder errichten einen Schneemann auf den Gleisen der Semmeringbahn. Der Zugsverkehr zwischen Wien und Graz kommt zum Erliegen. Für Reisende aus der Steiermark wird ein Schienenersatzverkehr nach Mariazell eingerichtet. Dort besteht Anschluss an die Museumsgarnitur „Ötscherbär“ der Mariazeller Bahn.

März
Im Dezember des Vorjahres verursachten eingeschneite Weichen ein Verkehrschaos im Großraum Wien. Infolge unvorhersehbaren Tauwetters kommt es an den Anlagen nun zu Korrosionsschäden. Flugrost setzt sich auf den Schienen der näheren Umgebung fest. Sämtliche Züge aus den Bundesländern enden bis auf weiteres an der Wiener Stadtgrenze, wo ein Schienenersatzverkehr mit eilig angelieferten Citybikes gewährleistet wird.

April
Starke Regengüsse unterspülen die Gleise der Westbahn zwischen Neulengbach und Purkersdorf-Sanatorium. Verspätungen von 40 bis 160 Minuten sind die Folge. Um die Instandsetzung bilanzneutral finanzieren zu können, engagiert die ÖBB Infrastruktur AG einen externen Berater in der Person Karl-Heinz Grassers, der infolge eines Murenabgangs dringend einen neuen Kitzbüheler Bauernhof benötigt. Erster Schritt: der Sitz der ÖBB Holding AG wird nach Aruba verlegt. Die entsprechende Pressekonferenz findet im Wiener Palmenhaus statt.

Mai
Das ausufernde Defizit der ÖBB schreit nach einschneidenden Maßnahmen. Im Rahmen eines Sale-and-Lease-Back-Verfahrens wird die Überwachungszentrale für den heimischen Zugsverkehr an die „staatsnahe“ iranische Holdinggesellschaft Ahmadinedsch-AG verkauft. Die Erlöse sollen in neue Dienstwägen investiert werde. Im operativen Betrieb läuft derweil kurioserweise alles nach Plan. Bitter: nach einer jubelnden Presseaussendung der ÖBB übergibt die deutsche Bahn einige Garnituren bewusst verspätet an der Grenze.

Juni
Schlechte Nachrichten für die Passagier des Railjet 68 „Spirit of Bohemia“ von Wien nach München: sechs der sieben Waggons sind ab Linz für die Mitglieder der ÖBB-Eisenbahnerkapelle reserviert, welche in Bayern ein Benefizkonzert für Labradors mit Borderline-Syndrom gibt. Schlechte Nachrichten für den österreichische Zugverkehr: nachdem eine Basstuba beim Einsteigen auf dem Bahnsteig vergessen wurde, muss die Garnitur in Salzburg gedreht werden und fährt nach Linz zurück. Auf der Westbahn kommt es zu Verspätungen zwischen 90 und 200 Minuten.

Juli
Im Sommerloch stürzt sich die österreichische Presse auf den Beratungs-Deal mit Ex-Finanzminister Grasser. Unter medialem Druck löst die Bundesbahn den Vertrag gegen eine Einmalzahlung von zwölf Millionen Euro. Zur Finanzierung werden sämtliche Park-and-Ride-Anlagen der S-Bahn-Haltestellen im Wiener Umland auf dreißig Jahre an lokale Asphaltstockschützen-Vereine verpachtet.

August
Ein Jahrhundertsommer mit Temperaturen von bis zu dreißig Grad kommt über das österreichische Bahnnetz. Zahlreiche Schienenstränge reißen in der extremen Hitze. Gleichzeitig sind unerwartet viele ÖBB-Bedienstete im Urlaub (interne Diktion: „Freizeitbeschaffungsmaßnahmen“), sodass die Instandsetzungsarbeiten auf den Spätherbst verschoben werden müssen.

September
Die neue Dienstwagenflotte ist eingetroffen. Bei einer Pressekonferenz im Marmorsaal der Hofburg betont ÖBB-Pressesprecher Herbert Ofner stolz den geringen Spritverbrauch der Limousinen auf Überlandstrecken. Ofner: „Da werden sie auch hauptsächlich gebraucht.“ Kurz vor Semesterstart solidarisieren sich einige in Umschulungen befindliche Eisenbahner mit protestierenden Studenten und besetzen das Bildungszentrum der ÖBB in St. Pölten/Wörth.

Oktober
IC 501 „Paid by Joe“ von Linz nach Graz ist aufgrund überalterten Rollmaterials ohne eine einzige benützbare Toilette unterwegs. In seiner Notdurft betätigt Passagier Kurt Wabitsch, ASVG-Pensionist aus Gleisdorf, kurz nach Leoben die Notbremse. Die Murtalstrecke bleibt drei Stunden lang gesperrt. Wabitsch landet mit Verdacht auf Blasenriss in der Notaufnahme des LKH Mürzzuschlag.

November
Eine neue Maßnahme zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit tritt in Kraft: bei Verspätungen von mehr als 120 Minuten wird der Zugbegleiter in Zukunft über die Bordlautsprecher sein Bedauern ausdrücken. Zwischen Amstetten und St. Valentin verliert EC 162 „Schwarzes Loch“ infolge eines Türdefekts das mobile Bordbistro. Weil sich spielende Kinder an den herumliegenden Süßigkeiten delektieren, müssen Züge zwischen Linz und St. Pölten über Kirchdorf an der Krems und die Gesäusebahn umgeleitet werden. Der Zugbegleiter drückt über die Bordlautsprecher sein Bedauern aus.

Dezember
Probleme beim Bau des Brennerbasistunnels: durch einen Pilotagefehler an einer Tunnel-bohrmaschine beschreibt die Röhre nun einen Knick nach Osten und endet im Zillertal. ÖBB-General Peter Klugar betont im ORF-Interview die wachsende Bedeutung der internationalen Logistikachse Kopenhagen – Berlin – Innsbruck – Mayrhofen – Jenbach – Innsbruck. Indes wird sich das neue Jahr für ÖBB-Kunden aus betrieblichen Gründen um etwa 140 Minuten verspäten.