Monday, November 21, 2005

Allerheiligen ist vorbei

Das Grab im Busento
von Agust von Platen

Nächtlich am Busento wispern bei Cosenza dumpfe Lieder,
aus den Wassern schallt es Antwort, in den Wirbeln klingt es wieder,
und den Strom hinauf, hinunter, ziehen die Schatten tapf'rer Goten,
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.

Allzu früh und fern der Heimat mussten sie ihn hier begraben,
während noch die Jugendlocken seine Schultern blond umgaben.
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,
um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein neues Bette.

In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
senkten tief hinein den Leichnam, auf der Rüstung mit dem Pferde.
Deckten dann mit Erde wieder, ihn und seine stolze Habe,
dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen,
abgelenkt zum zweiten Male, schäumten die Busentowogen.
Und es sang ein Chor von Männern, schlaf in deinen Heldenehren,
keines Römers schnöde Habsucht, soll dir je dein Grab versehren.

Sangens, und die Heldenchöre tönten fort im Gotenheere,
wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere.



An dem Grab im Busento
von Christian von Gattringer

Nächtlich am Busento, bei Cosenza und bei Regen,
klingen dumpfe Lieder aus dem Wasser mir entgegen.
Und den Strom hinauf, hinunter ziehen tapf’re Gotengeister,
die den Alarich beweinen, ihres Volkes toten Meister.

Allzu früh und fern der Heimat, mussten sie ihn hier bestatten,
noch bevor die Manneshaare seine Brust erobert hatten.
Und am Ufer des Busento, sammelten sich die Soldaten,
litten ab die Stromesströmung, mit dem Krampen und dem Spaten.

Wühlten dann empor die Schlämme, in der Höhlung ohne Wogen,
warfen tief hinein den Leichnam, auf dem Pferd, hübsch angezogen.
Deckten dann mit Erde wieder, ihn und Gold, ihn zu begleiten,
abgezogen schon die Kosten, für Kanal- und Erdarbeiten.

Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluss herangesteuert,
des Busentos alte Läufe von den Wogen rasch erneuert.
Und es sang ein Chor von Goten: Schlaf! bei all den andern Leichen,
möge die Busentofeuchte, dir dein hartes Los erweichen.

Sangens, und die Heldenchöre tönten fort, wie stolze Grüße,
wälze sie, Busentowelle! Wälze sie mir an die Füße!

5 comments:

Anonymous said...

Mein Gott, ich bin begeistert. Ohne dich über Maßen bauchpinseln zu wollen, diesmal hast du dich selbst übertroffen. Dein Blog, ein Quell steter Erheiterung, ist zu einem neuen Höhepunkt gekommen. Immer weiter so, Respekt!

Er, der Dir huldigt.

Anonymous said...

c'est gat' dans le sud

Anonymous said...

Hey, Chrissiboy, also ich muss sagen do schtängelets sogar mii. Was machst du an der HSG??!!!? Schreibe mehr Gedichte!!

Anonymous said...

Sehr gerne möchte ich auf Dein hinreißendes Gedicht verlinken, wenn ich (in naher Zukunft) einiges über den Grafen von Platen schreibe. Darf ich? (Ach bitte…)

Anonymous said...

Da Du so freundlich warst, mir diese Erlaubnis auf meinem Blog zu erteilen - hier nun der Link zu der Veröffentlichung; nicht auf meinem Blog, sondern in dem Mini-Literaturforum, das ich als Leselust moderiere.

http://www.nexusboard.net/showthread.php?siteid=7390&threadid=82&#pid263