Saturday, November 29, 2008

Johannes B. (2002, unedit.)

Es wohnt im finstersten Winkel der Schule, dem mystischen Direktorat,
Ein Wesen, dass kratzt mit dem Kopf an der Decke und trägt große Schuhe und Bart.

Das lockige Haar fällt ihm weit in den Nacken und ist wohl in Ehren ergraut,
Zwei rundliche Gläser verstärken die Blicke, wohin dieser Riese auch schaut.

Johannes, so heißt er, doch lang ist es her, dass so ihn jemand genannt,
Denn seit Jahren ist der Johannes uns allen nur als Herr Direkta bekannt;

Seit damals, als er sich mit kräftigen Beinen, nach oben, nach oben sich stieß,
Und all die andern, die oft heut’ noch dort wandern, in ihrem Chaos beließ.

Nun herrscht der Johannes in ledrigem Sessel, regiert mit eiserner Faust,
Während die Welt um die Schule sich ändert, und sich sein Haar weiter kraust.

Kein Verbrechen, keine Untat bleibt ungesühnt, keine schmutzige Weste bleibt weiß,
Denn mächtig sind des Direktors Freunde, im Rathaus, beim Schulrat, am Gleis.

Und wenn Schüler verspätet das Schulhaus erreichen, dann schaltet Johannes auf stur,
Er telefoniert mit den Bahnhofsbeamten, und weiß, wann der Zug wirklich fuhr.

Es ist dieser Wille fürwahr zu bewundern, denn auch, wenn es Wichtiger’s gibt,
So findet er doch stets die Zeit zur Erziehung der Schüler, die er so liebt.

Johannes, Johannes, auch wir, die du führtest, wir ehren, lobpreisen dich sehr,
Wir wünschen dir alle noch recht viele Jahre – uns kratzt es schließlich nicht mehr!

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